Als wäre man einige hundert Jahre zurück in die Vergangenheit versetzt: So leben die Bali Aga in ihrem Dorf Tenganan noch heute. Sie sind Nachfahren der ursprünglichen Balinesen, die hier schon lebten, bevor Bali im 11. Jahrhundert von den hinduistischen Majapahit besiedelt wurde. Das macht das Dorf zu einen der ungewöhnlichsten und ursprünglichsten kulturellen Erfahrungen auf der Insel.
Um das Dorf herum verläuft eine Mauer. Am Parkplatz befindet sich der Eingang und das Kassenhäuschen, in dem “um eine Spende” gebeten wird. Im Dorf verlaufen zwei parallele teilweise gepflasterte Wege, an denen die Häuser der Bewohner liegen. In Souvenirgeschäften kann man sein Mitbringsel erwerben und in Webereien hineinschauen. Auch Snacks sind hier zu bekommen und es gibt Toiletten für Touristen. Das Zentrum bildet die Versammlungshalle, die wie oft in Bali offen gebaut ist.
Tenganans einzigartige Traditionen
Die Bali Aga sehen sich als Auserwählte, deren Vorfahren vom Gott Indra geschaffen wurden. Dieser Glaube ist die Basis für die lange Abschottung und die konsequente Bewahrung ihrer alten Gesetze und Traditionen über Jahrhunderte hinweg.
Wer heiraten möchte, dessen Partner muss ebenfalls aus dem Dorf kommen. Nur dann darf die neugegründete Familie auch hier leben. Wer einen Mann oder eine Frau von außerhalb heiratet, muss damit das Dorf verlassen und ist nicht mehr Teil der Gemeinschaft.
Die Menschen in Tenganan sind vergleichsweise wohlhabend, sie besitzen Land und Reisfelder. Auf denen lassen sie Balinesen aus der Umgebung arbeiten, die dafür einen Teil der Ernte als Lohn bekommen. So haben die Einwohner ein Einkommen und zugleich genug Zeit, sich ihren Traditionen und dem Kunsthandwerk zu widmen.
Eine der wichtigsten Traditionen bzw. Kunsthandwerke ist die Herstellung eines wertvollen Stoffs: Der Doppel-Ikat ist ein sehr kompliziertes und aufwändiges Verfahren, um von Hand die Geringsing-Stoffe aus Tenganan zu weben. Diese Stoffe sind etwas Besonderes, denn sie sollen eine magische Kraft haben und vor Krankheit schützen. Die teuren Unikate verkauft man in der Regel nicht an Touristen. Die meisten dieser heiligen Stoffe werden nur noch in Tenganan und für den Eigenbedarf oder religiöse Zeremonien hergestellt.
Wer das Dorf besucht, hat sicherlich Gelegenheit einer Weberin beim Doppel-Ikat zuzuschauen, Webstuben sind tagsüber für Besucher offen und das traditionelle Handwerk wird gern mit etwas Stolz gezeigt.
Die Lontarschrift ist ein weiteres Kunsthandwerk in Tenganan: Mit einer Metallfeder wird eine Gravur in getrocknete Lontar-Palmen-Blätter geritzt und danach mit Ruß darüber gerieben, sodass sie sichtbar wird. Vor allem Kalender, Karten, Schriften und Miniaturen werden geritzt. Gern werden Lontarschriften auch an Touristen verkauft, wer möchte bekommt seinen eigenen Namen in Lontarschrift angefertigt.
Anreise:
Von Candi Dasa ist es nicht mehr weit bis nach Tenganan, das typisch für Bali von Reisfeldern und Palmenwald umgeben ist. Nach ca. 3 Kilometern kommt man zum Parkplatz vor dem, hier befindet sich auch das Kassenhäuschen, an dem man seine Spende entrichtet.